Automatisierung – Fluch oder Segen?

Chancen und Risiken beim Einsatz von Robotern im Wirtschaftsleben – Annegret Angerhausen-Reuter sprach darüber mit Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Andrés Kecskeméthy vom Lehrstuhl „Mechanik und Robotik“ (Fakultät für Ingenieurwissenschaften) an der Universität Duisburg-Essen

Annegret Angerhausen-Reuter: Auf den Punkt gebracht: Was bezeichnet man als Robotik? Welche Arten von Robotern gibt es bereits?

Prof. Andrés Kecskeméthy: Heute versteht man unter Robotik technische Vorrichtungen, die menschen- oder tierähnliche Vorgänge durch die Kombination von technischer Wahrnehmung (Sensorik), Verarbeitung von Messsignalen (Regelung) und Erzeugung von darauf angepassten Aktionen (Aktorik) gekennzeichnet sind.

Es gibt Industrieroboter, humanoide Roboter, tierähnliche Roboter, Internetroboter, Investitionsroboter, medizinische Roboter, Autoroboter, Kochroboter, Cocktailroboter, Serviceroboter, Rasenroboter, Poolroboter, Staubsaugerroboter und viele mehr. Und jeden Tag entstehen neue Varianten.

Der Mensch wird weiter an der Technik feilen, weil die Vorstellung, eine Maschine zu Diensten zu haben, einfach zu faszinierend ist, um sie nicht zu verfolgen.

Annegret Angerhausen-Reuter: Ist die Automatisierung Fluch oder Segen?

Prof. Andrés Kecskeméthy: Die Geschichte zeigt, dass durch die Automatisierung insgesamt Arbeitsplätze nicht vernichtet werden, sondern dass dadurch vielmehr neue entstehen konnten. Hat beispielsweise die maschinelle Ackerbewirtschaftung bei den Bauern zu einer Verschlechterung geführt? Oder der digitale Druck gegenüber dem Bleisatz? Jede Entlastung der Menschen bietet neue Potenziale des Einsatzes menschlicher Energie, die zu neuen Aufgabengebieten führen. Zum Beispiel können Roboter in der Pflege Menschen von einer schweren körperlichen Arbeit entlasten, die neue Räume für empathische menschliche Wechselwirkungen eröffnen. In der Produktion von heute arbeiten im Durchschnitt weltweit circa 66 Industrieroboter auf 10.000 Angestellte, in Deutschland sind das circa 300. Das ist weltweit Rang drei nach Südkorea und Japan. Ohne diese Roboter in den Hallen gäbe es die modernen Autos nicht und Deutschland wäre nicht Exportweltmeister. Die Automatisierung hat damit in der Vergangenheit bereits zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen.

Annegret Angerhausen-Reuter: Wie wird die Robotik Unternehmen, Mitarbeiter, Wirtschaft und Gesellschaft sowie Stadtbilder verändern?

Prof. Andrés Kecskeméthy: Die Roboter-Population wird stetig wachsen, zunächst weiterhin in der Produktion, dann in der Medizin und in sicherheitsrelevanten Anwendungen. Und leider auch als Kriegsmaschinen. Ob der Roboter mal zu Hause kocht und bügelt, das ist schwer zu sagen. Laut dem Robotik-Zukunftsforscher Hans Moravec werden Roboter im Jahr 2040 die menschliche Intelligenz erreichen und diese 2050 übertreffen.

Der Mensch wird weiter an der Technik feilen, weil die Vorstellung, eine Maschine zu Diensten zu haben, einfach zu faszinierend ist, um sie nicht zu verfolgen. Denken Sie an einen Stützroboter, mit dem querschnittsgelähmte Menschen endlich aufrecht gehen können und nicht mehr an den Rollstuhl gefesselt sind. So etwas wäre eine enorme Erleichterung. Ethik-Aspekte sind aber sehr wichtig und sollten begleitend verfolgt werden.