„Berlin kann jeder, Duisburg muss man wollen

Diesen Spruch kann man auf Kissen oder Taschen im Geschenke-Fachgeschäft „Onkel Stereo“ lesen. Aber auch Firmen können ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, neue Mitarbeiter samt Familie nach Duisburg zu locken.

Die Journalistin Fabienne Piepiora weiß, wovon sie redet. Die 37-Jährige kam als Studentin in die Stadt an Rhein und Ruhr. „Man kommt nicht in Duisburg an und denkt: ,Ist das schön hier.‘ Duisburg erschließt sich nicht auf den ersten Blick.“ Doch sie hatte Glück: Schnell fanden sich echte Duisburger, die ihr nette Plätze und Kneipen zeigten. Der Job bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) half zusätzlich, die Stadt auch im Norden, Süden und Westen kennenzulernen.

Als sie vor zwei Jahren über den Image-Prozess der Stadt schrieb und sich gleichzeitig Besuch aus Bayern ansagte, kam ihr eine zündende Idee: „Warum gibt es eigentlich keinen Reiseführer? Einen, der nicht nur die Klassiker wie Landschaftspark und Innenhafen abdeckt, sondern auch Tipps für kleine Läden gibt oder was man in Duisburg mit Familien unternehmen kann“, erklärt Piepiora. Gemeinsam mit der Fotografin Alexandra Roth macht sie sich auf den Weg. Ein Jahr recherchieren die beiden, schauen sich alles selbst an, testen Restaurants Sie zeigen nicht nur das Idyllisch-Schöne, sondern arbeiten beispielsweise Radtouren aus, die auch an Thyssen-Krupp in Bruckhausen vorbeiführen oder über die Brautmodenmeile in Marxloh. „Das Beste an Duisburg sind die Duisburger, die so offen sind und sich für ihre Stadt engagieren“, ist Roth überzeugt. Eine ihrer liebsten Entdeckungen: die Schraubbar in Hochfeld. „Hinten befindet sich eine Fahrradwerkstatt, vorne gibts eine Bar“, schwärmt Roth.

Das Buch kommt gut an. „Nach einem halben Jahr haben wir schon die zweite Auflage herausgebracht. Der Reiseführer wird nicht nur von Touristen gekauft oder liegt in Hotels aus. Er wird auch gerne an Neu-Duisburger und Geschäftspartner verschenkt. Einige haben uns sogar nach Widmungen für ihre Kunden gefragt“, berichtet Piepiora. Hutmacherin Susanne Arnken, die ihr Atelier in Duissern betreibt, erzählt: „Es kommen Leute mit dem Buch, die wirklich nach und nach alle Tipps abklappern.“ Und weil sich die Leser auch dafür interessieren, wie „Duisburg erleben“ entstanden ist, sind Roth und Piepiora auch als Speaker unterwegs oder organisieren „Making- of-Lesungen“.

Buchinfo

Duisburg erleben
Klartext-Verlag, 14,95 Euro
ISBN 9783837519372

Einige Highlights aus dem Reiseführer „Duisburg erleben“

Versteckt im Hinterhof, in einer schönen alten Halle, liegt das Weingeschäft „Kalt.Weiss.Trocken“ (Sternbuschweg 41b). Da die beliebten Weinpartys vor Ort nicht mehr angeboten werden dürfen, ist das Team regelmäßig auf dem Feierabendmarkt zu Gast oder veranstaltet Pop-Up-Weinabende im Café „Fino“.

Im „AV Conceptstore“ (Kuhlenwall 20) kann man nach dem Frühstück oder Mittagessen noch Geschenke und Kleidung shoppen, die in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung gefertigt werden. Das Label „Esthetique“ hat der Duisburger Werkstatt bundesweite Aufmerksamkeit beschert, sogar der Schauspieler Jürgen Vogel gehört zu den Fans.

Das Restaurant Küppersmühle (Philosophenweg 49-51) gehört zur Kategorie „Fine Dining“: Mittags wird Business-Lunch serviert, abends gehobene Küche. „Sylt-Gefühl am Innenhafen“ versprechen Kai Wergener und Thomas Tramp. Sie verstehen sich als „Gastgeber“. Das wissen übrigens auch Promis aus Fußball- und Showbiz zu schätzen, die ab und zu zu Gast sind.

Im Escape-Room namens „Geschlossene Gesellschaft“ am Innenhafen (Philosophenweg 23-25) können Familien eine spannende Zeit erleben – auf Wunsch werden auch Mitarbeiter-Events organisiert. Neben klassischen Krimis gibt es mit „Duisburg Westende“ auch einen Fall mit Lokalkolorit. Jede Gruppe hat 60 Minuten Spielzeit, um als Team den Hinweisen nachzugehen und so aus dem Raum wieder herauszukommen.

Susanne Arnken ist gelernte Hutmacherin und betreibt ihr Atelier namens „Rotkäppchens Tanten“ in Duissern (Moltkestraße 15). Sie ist überzeugt: „Hut steht jedem.“ Zweimal im Jahr wechselt die Kollektion – außerdem kann man sich auch die passende Kopfbedeckung zum Abendkleid oder schicken Anzug von ihr anfertigen lassen. Der Job ist auch Ausdruck ihrer Liebe zu alten Zeiten.